Textauszüge

Ausgewählte Zitate:

„Ekkehard Neumanns Werke gehen stets eine unmittelbare Verbindung mit dem sie umgebenden Raum ein – dies gilt für die als Vollplastik konzipierten Skulpturen ebenso wie für seine Wandarbeiten. So entsteht sein Œuvre im dialektischen Miteinander von Körper und Raumordnung, von Schwere und Leichtigkeit. Indem die Ausstellung der „Raumformen“ Werkstücke aktueller und früherer Schaffensepochen einander gegenüberstellt, wird sein ausgezeichnetes Gespür für eine klare, reduzierte Formensprache ebenso deutlich wie die Konsequenz seiner künstlerischen Konzeption und Arbeitsweise.“
Corona Unger, Raum – Form – Ordnung, Ausstellungskatalog Flottmann-Hallen Herne, 2012

„Ekkehard Neumann schweißt und schneidet seine Objekte aus Eisen. Das Formenarsenal der Geometrie ist zentraler Baustein seiner plastischen Gestaltungsstrategien, deren Resultat konstruierte Gebilde der Fläche und des Raums sind. Jede einzelne Formbildung hat ihren eigenen Stellenwert. Weder ordnen sich die einzelnen Elemente einem Ganzen unter, noch pocht das eine oder das andere auf Vorherrschaft. Begrenzte und offene Formen beziehen sich aufeinander. Innen und Außen, Positiv und Negativ sind stets gleichwertig. Seine aktuellen Arbeiten wirken weniger elementar, dennoch ist die formale Anordnung keinem hierarchischen Regelwerk unterworfen. Vielmehr entsteht eine Ordnung, die von allen Teilen getragen wird, stets wird die Gleichwertigkeit der jeweiligen Elemente angestrebt. Seine Anordnungen sind elementar genug, um als Ganzes wahrgenommen zu werden und komplex genug, um den Blick erneut auf sich zu ziehen. Diese Kunst will nicht überreden, sondern durch diskrete Dimensionierung und unprätentiöse Behutsamkeit überzeugen.“…
aus: Kunstfrühling 2005- Kooperationen, Bremen 2005, Text Joachim Kreibohm

„Die Wasserfarbenblätter und die Skulpturen von Ekkehard Neumann sind in vielem vergleichbar. Beide Werkformen haben eine relativ kleine Dimensionierung, die sich nicht aufdrängt, bei der vielmehr das leere Umfeld bzw. der offene Umraum im Blick bleibt. Vergleichbar ist das Hereinnehmen dieses offenen Umraums in die abgegrenzte Form, der Austausch und das Zusammenspiel zwischen Innen und Außen. Bezeichnend ist vor allem die Nüchternheit, das Genaue, Ruhige und Unpathetische der formalen Anordnung und Wirkung. Jede einzelne Gestaltbildung, jede Winkelung, jede Teilform, jeder Abstand und jedes Größenverhältnis sind wichtig und eigenwertig. Es gibt keinen vereinheitlichenden, verbindenden Schwung, kein übergreifendes Pathos, aber auch kein kühl bestimmendes System, dem die Einzelheiten dienen, dem sie sich unterordnen und das von ihnen gestützt und getragen wird. Der Zusammenhang drängt sich nicht auf, er beherrscht nicht das Werk und auch nicht den erfassenden Blick, sondern jede einzelne Formbildung bewahrt ihre eigene Stimme, leise, aber bestimmt, und wartet darauf, dass der Blick des Betrachters sich auf sie einlässt und in ihrer Besonderheit wahrnimmt. Die Einheit und Überzeugungskraft dieser Werke entsteht also nicht aus Verhältnissen von Formen zu übergeordneten Formkomplexen und eventuell noch einmal zu ihnen überlegenen Einheitsbildungen. Es gibt kein subsumierendes Crescendo. Die Einheit entsteht aus dem Zusammenwirken von kammermusikalischen Einzelstimmen, unterschiedlichen Wahrnehmungen, von denen jede eine eigene Einstellung erfordert. Ekkehard Neumann kombiniert nicht Formen mit Formen, sondern verbindet positive Formen mit ausgesparten, negativen Bereichen des offenen Umfelds. Der Einstellung auf die umgrenzte Form folgt die ganz andere Einstellung auf den umgebenden Grund, auf das Umfeld, das außerhalb liegt. Aus dieser Notwendigkeit, seinen Blick immer neu einzustellen, entsteht das Langsame, Behutsame und Genaue dieser Arbeiten.
Der „Raum“, der in den Aquarellen wie in den Skulpturen mitspielt und mitwirkt, wird also nicht von den Formen einbezogen, sondern von ihnen ausgegrenzt. Jede Form behält ihre abgegrenzte Gestalt und ihre optische Deutlichkeit; nichts verschwindet, verschmilzt oder löst sich auf. Der Raum bleibt außerhalb der Form, er liegt optisch neben ihr, grenzt an sie an – ohne Stufung und Flucht in die Tiefe. Durch diese Verhältnisse von Innen und Außen, von Positiv und Negativ gelingt es Ekkehard Neumann, Beziehungen herzustellen, die nicht hierarchisch sind. Die Ordnung übergreift nicht, bestimmt und vereinheitlicht nicht, sondern sie hält sich sorgfältig und respektvoll an alle Einzelheiten, bleibt von ihnen abhängig und bildet sich allmählich und bedachtsam aus ihnen.“…
Erich Franz, Sichtbare Vorstellungen, 2004

…“Mit Blick auf das plastische Werk des Bildhauers Ekkehard Neumann ermöglicht diese grundlegende Differenzierung einen Zugang zum Verständnis aktueller Entwicklungen, die der vorliegende Katalog dokumentiert. Denn waren es früher nicht selten modulhafte Elemente, aus denen der Künstler seine kompositen Wand- und Bodenarbeiten planvoll zusammenstellte, so hat er in jüngster Zeit zu einer Formensprache gefunden, die auf freierer Disposition und Kombinatorik beruht. Obwohl – um einem Missverständnis vorzubeugen – auch ältere Werke nicht auf den exemplarischen Nachweis autonomer Regelhaftigkeit zielten, sondern untereinander wie auch zum Umraum in variablen Relationen standen, ist das elementare geometrische Repertoire, dessen sich Neumann bei seinen plastischen Setzungen bevorzugt bediente, mehr und mehr komplexen, irregulären Formgebilden gewichen. Grundfiguren wie Kreis, Rechteck und Quadrat tauchen nicht mehr in Reinform, sondern nur noch in Abwandlungen und Annäherungen auf, wie auch Serialität und Progression im Sinne eindeutig determinierter Werkstrukturen ihren Geltungsanspruch zu Gunsten des offenen Ensembles eingebüßt haben. Wenn also anders gesagt eine fortschreitende Individualisierung der Form jenseits vorbestimmter Programme und theoretischer Axiome konstatiert werden kann, so geht damit nicht nur ein Zugewinn an Mehrdeutigkeit, sondern fraglos auch ein (gewollter) Verlust an Autorität einher, wie sie – mehr oder minder latent – jedem auf Systematik und Idealität begründeten Gestaltungsprinzip zu eigen ist. Yau hat diesbezüglich formuliert, dass an die Stelle proklamierter „Wahrhaftigkeit“ das Wahrnehmen und Überdenken einer allenfalls „möglichen Ordnung“ rückt, die immer wieder erprobt und neu riskiert werden will.“…
Raumprogramm-Wandprogramm, Meno Parkas, Kaunas, Litauen 2003, Text: Mögliche Ordnungen, Stefan Rasche

… „Das Thema der Werke von Ekkehard Neumann ist die Untersuchung der Verhältnisse von Innen und Außen, ist die Frage nach skulptural und architektoral , also die Bestimmung von Proportionen im Verhältnis zur gestalteten Form. Dies geschieht bei Ekkehard Neumann auf der Grundlage geometrischer Formen, die ihrerseits Ausgangsformen sowohl für Skulptur als auch für Architektur darstellen und somit als der größte gemeinsame Nenner beider Gattungen angesehen werden können.“…
Friedrich Meschede 2001 Ausstellungskatalog Hrsg. Stadt Münster

…“Ekkehard Neumanns Werkgruppen sind geprägt von einer disziplinierten und behutsamen Verwendung elementarer Maßsysteme, die eine nachvollziehbare Ordnung schaffen und die er mit großer Präzision entwickelt, um in Räumen durch Setzungen Orte entstehen zu lassen. Dabei sind sie aber keineswegs ohne Sinnlichkeit, so spröde sie sich oft geben mögen. Im Prozeß ihrer Entstehung spielen im Einzelnen auch solch schwer zu fassende Faktoren wie Intuition und Erfahrung eine große Rolle. ( … )
In allen Arbeiten Ekkehard Neumanns drückt sich etwas aus, was Roland Barthes einmal beschrieb als „die Erotik des Tao: ein intensives Vergnügen kommt von der Zurückhaltung.““
(in: R.B., Cy Twombly, Berlin-West 1983).
Ulrich Buse 1991 Ausstellungskatalog Hrsg. Galerie januar Bochum